Koulikoro | Zwischen Tod und Leben

Die Zeit zwischen Karfreitag und Ostern. Es ist eine Zeit der Ungewissheit- die Hoffnung steht auf der Kippe. Doch Gott sei Dank gibt uns Ostern die Gelegenheit, es allen zu sagen: Jesus hat den Tod besiegt. Da gibt es keinen Zweifel mehr. Das Leben ist auf dem Vormarsch.
Diese Botschaft von Tod und Auferstehung, von Leid und Hoffnung haben wir heute den über 70 Gefangenen im Gefängnis von Koulikoro weitergegeben. Es war ein besonderer Tag. 

Als wir gemeinsam mit unserem Kollegen Enoc S. im Gefängnishof ankamen, bemerkten wir, dass die in Koulikoro einsitzenden Jihadisten draußen vor ihren Zellen in einem vergitterten Raum Platz genommen hatten. Die Hitze ist in diesen Tagen in den schlecht belüfteten Zellen fast unerträglich. Die meisten der Gotteskämpfer waren in langen hellen Gewändern gekleidet. Einige hatten einen Turban auf dem Kopf, die meisten waren kahl geschoren – dunkelhäutige und arabischstämmige, Malier aus dem hohen Norden und solche aus Nordafrika und aus dem fernen Pakistan.
Enoc wollte von den Wachsoldaten wissen, ob ...

wir trotzdem in die Zellen gehen können, um zu predigen. Enoc gab mit seiner Frage auch zu verstehen, dass er etwas Angst hatte - um sein Leben, vielleicht auch um das unsrige, da Jihadisten weiße Christen noch weniger mögen als afrikanische. Warum - das erzählte er uns später.
Als der Wachmann uns in die Zellen begleitete wurden wir von den gewöhnlichen Gefangen herzlich und mit Handschlag begrüßt. Die „Krieger Allahs“ auf der anderen Seite "würdigten" unser Erscheinen mit kritischen, neugierigen und ignorierenden Blicken. Am Rande bemerkten wir, dass die radikalen Muslime ihren Koran verschwinden ließen. Ihr heiliges Buch sollte in der Gegenwart von Christen nicht verunreinigt werden. Nun denn.
Dafür packten wir unsere Heilige Schrift aus. Meine in Leder eingehüllte Bambarabibel sieht durch das viele Hin und Her und vom Schweiß und malischen Staub beschmutzt schon ziemlich mitgenommen aus. Aber es ist dieses immer noch gültige Wort im irdenen staubigen und schmutzigen Gefäß, das wir mitnehmen zu den Menschen. Und wir nutzten die Gunst der Stunde. 

Heute hatten wir die besondere und eher seltene Gelegenheit, islamistischen Terroristen gegenüber zu stehen und ihnen in aller Freiheit, ohne Angst im Herzen, Evangelium weiterzugeben. Sie verstanden kein Bambara, daher fasste Enoc die Andacht von Alfred zusammen und übersetzte sie ins Französische. Die Gelegenheit war auch deshalb besonders, weil wir gemerkt haben, dass wir auch Terroristen ganz einfach als Menschen begegnen können. Sie sind potentielle Feinde, aber Gott half uns, in ihre Gesichter zu schauen ganz ohne Hass. Hinter Gittern und ohne Waffen wirkten sie geradezu machtlos und wie Hilfesuchende.
Die Gefangenen holten sich nach der Andacht ihre Essensration ab, die wir mitgebracht hatten – Reis in Fett gekocht, dazu Gemüse, Kartoffeln und Fisch.
Enoc erzählte uns, dass es ihm während der Zeit in der Zelle nicht ganz wohl war. Vor kurzem war ein amerikanischer Missionar im benachbarten Burkina Faso von Jihadisten während eines Gefängnisbesuchs umgebracht worden. Daran musste er die ganze Zeit denken. Manchmal ist Missionsarbeit auch eine Reise zwischen Leben und Tod, so Enoc. Die Jihadisten, denen wir heute gegenüber saßen seien richtige Profis, hartgesottene Krieger, fügte der Wachsoldat hinzu. Nun, hinter Gittern und ohne Waffen wirkten sie ungefährlich, aber manchen Gesichtszügen konnten wir dennoch den Hass und die gewaltbereite Radikalität entnehmen.

Im hohen Norden Malis, in Kidal, wird in diesen Tagen mal wieder geredet - über den Frieden. Leider sind nicht alle am Konflikt beteiligten Gruppen anwesend. Es geht nur um's Geld, der Friede ist nur Nebensache, sagen viele. Alles ist nur Politik und leeres Gerede, so denken die meisten. Was am Ende dabei herauskommen wird, wird sich zeigen.
Zum Abschluss unseres Besuches im Knast haben wir Clement in seiner Zelle begrüßt. Er ist ein Gefangener aus Ruanda, der in den Genozid während der 1990er Jahre involviert war. Von Beruf ist er Krankenpfleger, und er leistet den Mitgefangenen gute Dienste. Christiane arbeitet bei der medizinischen Versorgung der Insassen mit ihm zusammen. Leider ist er zur Zeit selber schwer krank. Deshalb haben wir mit ihm gebetet und hoffen, dass er dadurch ermutigt wurde.

Der heutige Tag im Knast war ein besonderes Erlebnis.
Gott hat uns heute eine gehörige Portion apostolischer Freiheit geschenkt, die wir brauchen, um mit freiem Herzen im „Angesicht unserer Feinde“ die Botschaft der Liebe Gottes weiterzugeben. 

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