Westafrika | Je suis BAGA – Das Messen mit zweierlei Maß

Wird in der westlichen Berichterstattung mit zweierlei Maß gemessen? Gibt es unterschiedliche Opfer? Die die nahe stehen und die, die weit weg sind? 

Je suis CHARLIE.
In Frankreich gehen Hundertausende auf die Straße, um mit den Hinterbliebenen der mörderischen Attacken auf ein Satiremagazin zu protestieren. Sie drücken damit sowohl menschliche Anteilnahme aus und demonstrieren gleichzeitig sehr eindrücklich, wie wertvoll ihnen Freiheit und Toleranz sind. Weltweit solidarisieren sich Millionen, mit „Je suis CHARLIE“-Plakaten, um zu sagen: Wir lassen uns von verrückten fanatischen religiösen Typen nicht den Mund verbieten. Frankreich steht unter Schock. Europa, und fast die ganze Welt zeigen ihre Solidarität. Alles verständlich, lobenswert und nachvollziehbar. Doch irgendwas fehlt hier … 

Je suis BAGA.
Parallel zu den Ereignissen in Europa haben sich im westafrikanischen Nigeria, mit Verlaub, noch viel schrecklichere Dinge zugetragen. Die Vertreter eines ähnlichen radikalen Flügels des Islamismus ziehen seit Monaten brandschatzend und mordend durch den Norden Nigerias. Die Versuche, auch in Nordkamerun Fuß zu fassen, wurden auf die letzte Sekunde unterbunden.
Letztens haben die gewaltsamen Attacken von Boko Haram in der nigerianischen Stadt Baga 2.000 Menschenleben gefordert. Niedergebrannt. Kaltblütig umgelegt. Ein Kalifat soll hier entstehen. Die Brutalität mit der die militärisch bestens trainierten und ausgerüsteten vermummten Bartträger vorgegangen sind, ist unfassbar. Einige Tage später sind bei einem Selbstmordanschlag in den Orten Maiduguri und Potiskum weitere Menschen umgekommen. Ein 10-jähriges Kind trug Sprengstoff um seine Hüften und lies ihn auf dem Markt hochgehen.
Der Ökumenische Rat der Kirchen hat hier eindeutig Stellung bezogen und eine Delegation nach Nigeria entsandt. In einem Statement vom 12. Januar wird zu Recht der Umstand beklagt, dass die Ereignisse in Nigeria nicht das Echo in der weltweiten Presse gefunden haben, das angebracht und nötig wäre. „Wir stellen uns auf die Seite der geistlichen Leiter im Land, die die internationale Gemeinschaft zu mehr Solidarität und Engagement aufgerufen haben. Wir bringen zudem unsere Enttäuschung über das relative, ja diskriminierende Schweigen der internationalen Medien zum Ausdruck. So sehr wir als ÖRK auch die internationalen Solidarität und Anteilnahme mit dem französischen Volk zum Ausdruck bringen, so sind wir im gleichen Maße traurig darüber, dass die tragischen Ereignisse in Nigeria nicht das gleiche Maß an internationaler Aufmerksamkeit und Solidarität hervorgerufen haben“. Ähnliche Äußerungen waren vom katholischen Erzbischof der Stadt Jos zu lesen. Der ÖRK ruft zudem die nigerianische Regierung auf, ihre Verantwortung zum Schutz der betroffenen Bevölkerung stärker wahrzunehmen.

Zweifelsfrei steht fest: Jeder vernünftige Mensch, jeder tolerante Angehörige einer Religion und auch die Menschen in Westeuropa würden diese Ereignisse aufs schärfste verurteilen.
Ich frage also: Wo sind die Hunderttausende in Europa und anderswo, die gegen diese Schandtaten demonstrieren und für freie Religionsausübung der Christen in islamisch geprägten Gesellschaften einstehen? Wer hält „Je suis BAGA-Plakate“ in die Höhe? Wer schreit gegen das Unrecht auf afrikanischem Boden? 
Meine Vermutung: Menschen reagieren und schreien erst dann wirklich auf, wenn es sie selber auf tragische Weise betrifft. Nigeria ist viel zu weit weg. Hier wird offenbar mit zweierlei Maß gemessen. Soweit ich das beurteilen kann, ist in der afrikanischen Presse über beide tragischen Ereignisse ausgewogen und gleichermaßen berichtet worden. 
Sorry Baga!

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