Mali | politische Brandherde und islamistischer Terror

Es wird geredet und wenig erreicht. In der Presse wird der malische Außenminister in Bezug auf die politische Lösung im Norden des Landes mit den Worten zitiert: „Alles ist möglich, aber noch ist nichts erreicht.“ Die Aktivitäten der radikalen islamistischen Gruppen in Mali flammen erneut auf. Am vergangenen Montag haben Jihadisten ein malisches Militärlager in Nampala an der Grenze zu Mauretanien überfallen und 11 Soldaten getötet. Neun weitere sind verletzt worden. Zwei Tage später haben die gleichen Terrorbanden das Bürgermeisteramt der Stadt Djoura, 60 km südlich von Nampala, überfallen, in Brand gesetzt und einen Zivilisten getötet. Diese Szenen spielten sich knapp 500 km nordwestlich der malischen Hauptstadt Bamako ab. Die malische Armee hat mittlerweile Verstärkung in das mauretanische Grenzgebiet entsandt. Die mauretanische Presse schreibt die Überfälle der Bewegung AQMI (Al Qaida des islamischen Maghreb) zu. Diese Leute sind inzwischen hinreichend bekannt und waren maßgeblich an der politischen Destabilisierung Malis seit Ende 2011 beteiligt.
Schon vor Weihnachten hat die deutsche Botschaft in Mali eine Warnung herausgegeben, sich nicht an öffentlichen Plätzen in Bamako zu zeigen. Es gab offensichtlich Hinweise auf mögliche Attentate. Die Drohungen haben sich Gott sei Dank nicht bewahrheitet.
Auch im Norden hat es Unruhen gegeben. In Gao fielen in der Nacht zum letzten Montag Schüsse. Glücklicherweise gab es keine Opfer. Ziel war eine Militärbasis, die am Flughafen in Gao stationiert ist. Die Patrouillen werden verstärkt und die Hubschrauber der internationalen Schutztruppe MINUSMA fliegen zunehmend Einsätze. Die MINUSMA selber war zuletzt Opfer gezielter Attacken. Einer ihrer LKW wurde in die Luft gesprengt; vier weitere Fahrzeuge sind in Flammen aufgegangen.
Des Weiteren blicken wir weiter mit Sorge auf die Machenschaften von Boko Haram in Nigeria, im nördlichen Kamerun und im Niger. Nigerianische Soldaten ergreifen die Flucht, während es den Kollegen aus Kamerun gelungen ist, die islamistischen Terroristen in eine Falle zu locken und zurückzuschlagen. Im östlichen Grenzgebiet von Niger rekrutieren die Kämpfer von Boko Haram junge Leute und bilden sie militärisch aus. Fast täglich ist von Massakern an Zivilisten und vorwiegend Christen zu lesen.

Doch der Terror ist nicht nur ein afrikanisches Problem. Der Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo in Paris macht deutlich, wie verletzlich freie Gesellschaften sind, trotz Geheimdiensten und Vorsichtsmaßnahmen. Die „Allah-u-Akbar-Schreie“ kurz vorm Sturm auf die Redaktionsbüros spiegeln eine eindeutige Gesinnung, obwohl sicher erst nachgewiesen werden müsste, ob sie von den Attentätern selber stammten. Allerdings hat der jüngere der beiden flüchtigen Attentäter ganz offensichtlich einen islamistischen Hintergrund. Er wurde als Jihadist rekrutiert, für den Kampf im Irak ausgebildet und wurde bereits zu drei Jahren Haft verurteilt. "Wir werden den Propheten rächen", soll einer der Attentäter in der Redaktion gerufen haben. Dies würde eine eindeutige Beziehung zu den Mohammed-Karikaturen des Magazins herstellen. Es wäre jedoch grundsätzlich zu hinterfragen, welche Gottheiten und Propheten es je nötig hätten, von Menschen gerächt zu werden.
Nun kann man darüber diskutieren, ob Satiriker wirklich gut beraten sind, die religiösen Gefühle von Muslimen durch Karikaturen und witzige Artikel wiederholt zu verletzen - obwohl das Recht sicherlich auf ihrer Seite ist. Charlie Hebdo ist sicher nicht einseitig antiislamisch. Auch andere Religionen und Ideologien wurden von Redakteuren und Graphikern des Satiremagazins schon aufs Korn genommen. Nicht diskutieren kann man allerdings darüber, dass terroristische Anschläge keine adäquate Antwort sind, um den offensichtlich so geschundenen Ruf des Propheten Mohammed zu retten. Ohne Zweifel - die Presse- und Meinungsfreiheit ist ein wertvolles Grundrecht. Doch es will gelernt sein, mit Freiheiten weise umzugehen. Nicht jede Wahrheit und Meinung muss unverblümt und provokant in den Raum gestellt werden. 
Wir machen in Mali die Erfahrung, dass die meisten Muslime diese mörderischen Aktionen genauso verurteilen wie wir selber. Malische Politiker und Journalisten bringen ihr Entsetzen offen zum Ausdruck. Sie trauern und denken mit uns an die Verwandten der Opfer. Es stimmt: Islam ist nicht gleich Islam. Dennoch gehören die radikalen Kräfte auch zur Welt des Islam und die Sorgen, Ängste und daraus resultierende Vorurteile sind m.E. nachvollziehbar. Heute Morgen war zu lesen, dass in einigen französischen Gemeinden islamische Einrichtungen beschossen worden sind. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Das ist sicherlich nicht die Lösung!
Auch in der Geschichte des Christentums gab es Entwicklungen, die von Gewalt geprägt waren. Christliche Mission ist mit dem Schwert in der Hand und mit einer imperialistischen Gesinnung im Kopf vorangetrieben worden. Doch die Rückbesinnung auf die Lehre und das Leben Jesu hat es immer wieder möglich gemacht, die Fehler einzugestehen und neue Wege zu beschreiten. Die Frage ist, ob dies im Islam auch so möglich ist.
Unterdessen geben die gemäßigten islamischen Bewegungen Erklärungen ab, die davon reden, dass diese Attentate nichts mit dem Islam zu tun hätten und in kranken Köpfen entstanden seien. Der Zentralverband der Muslime in Deutschland stimmt den gleichen Ton an wie die Professoren der islamischen Universität in Ägypten. Doch, ist das überzeugend? Die erwähnten Statements in allen Ehren, dennoch kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, dass sich andernorts so mancher Muslim ins Fäustchen lacht und sehr zufrieden darüber ist, dem Westen eins ausgewischt zu haben. Die „aufgeklärten, toleranten Journalisten“ beschwören uns, dass man zwischen Religion und Ideologie unterscheiden müsse. Die Frage ist allerdings: Ist dieses Denken nicht viel zu westlich? Unterscheiden überzeugte Muslime in der arabischen Welt selber zwischen Religion und politischer Ideologie? 
Ich wünsche mir, dass die gemäßigte islamische Welt verstärkt den praktischen, nicht nur verbalen, Beweis antritt, sich von den radikalen Jihadisten zu distanzieren. Der Glaube an das Gerede davon, dass der Terror im Namen Allahs nicht zum wahren Islam gehöre, schwindet langsam. 

Zurück nach Mali ...
In Mali geht es um beides. Es geht um politische Ziele, die im Namen des Islam erreicht werden sollen. Und umgekehrt: Es geht um religiöse Ziele, die mit Hilfe politischer Instrumentarien erreicht werden sollen. 
Wir plädieren für politisches Gebet. Wir hören nicht auf, für Frieden und erfolgreiche Verhandlungen zu beten. Wir beten, dass die Attentate ein Ende haben und sich Mali seinen innenpolitischen sozialen Problemen widmen kann. Wir beten, dass den Muslimen die Augen aufgehen und sie in Jesus Christus „ den ganz anderen Propheten“ entdecken, der die Menschen nicht attackiert, sondern liebt.

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