Bamako | Ebola auf der Tagesordnung der Ev. Allianz in Mali
Gestern waren wir
bei einem Informations- und Gebetstreffen, das von der Ev. Allianz Malis organisiert wurde und in den
Räumen der FATMES in Bamako stattgefunden hat. Mitarbeiter von UNICEF, der
regionalen Gesundheitsbehörde sowie der Direktion für soziale Entwicklung waren
vertreten. Bereits vor einigen Monaten
hatte die Ev. Allianz gemeinsam mit UNICEF im Grenzgebiet zu Guinea eine
Aufklärungskampagne in Sachen Ebola durchgeführt. Man kennt sich mittlerweile
gut. Die Kooperation von Behörden und Kirchen, von Nichtchristen und Christen, von
Experten und religiösen Leitern sowie die Integration von Gebet und Information
ist in diesem Fall die richtige Maßnahme und aus meiner Sicht ein praktisches
Beispiel gesellschaftsrelevanter integrativer Missionsarbeit.
Dr. René DIARRA,
ein katholischer Arzt, der die für den Raum Bamako zuständige
Gesundheitsbehörde leitet, hat kompetent und verständlich über die Herkunft von
Ebola, die Ansteckungsmechanismen und deren Verhinderung sowie über
Hygienemaßnahmen referiert. Ebola wird erst dann zu einer Gefahr, wenn die
entsprechenden Symptome ausgebrochen sind. Der Virus wird in erster Linie durch körpereigene Flüssigkeiten wie Schweiß, Speichel, Blut, Spermien usw. übertragen. Tote sind, so Dr. DIARRA, „Virenbomben“.
Das Waschen der Toten zu Hause, das Umarmen beim Abschied und Beerdigungen sind
daher Situationen, wo das Übertragungsrisiko am Größten ist. Am besten wäre es,
die Leichen zu verbrennen, doch das ist im religiösen Kontext Malis sowohl von
christlicher als auch von muslimischer Seite aus verpönt. Deshalb müssen im gegebenen Fall Spezialteams
aus den Kliniken die Versorgung der Leichen und die Bestattung übernehmen. Ein weiteres Problem besteht darin, dass auch von Leichen noch lange nach dem Begräbnis von Ebolatoten eine Ansteckungsgefahr ausgeht. Bei der räumlichen Enge auf den Friedhöfen kann es durchaus dazu kommen, dass die Totengräber beim Ausheben eines Grabes mit einer anderen Leiche in Berührung kommen. Auch hier wird man sich andere Verhaltensweisen aneignen müssen, um das Risiko gering zu halten z.B. dadurch, dass die Gräber tiefer gelegt und die Leichen desinfiziert werden.
Wir sind Gott dankbar, dass es bisher nur
einen Ebolafall in Mali gegeben hat. Einige Personen sind noch in Quarantäne.
Die Inkubationszeit beträgt zwischen 8 bis 21 Tagen. Solange müssen die
Menschen überwacht werden, um auszuschließen, dass sie den Virus in sich
tragen.
Für die
Mitglieder der Gremien in der Ev. Allianz Malis und die geladenen Pastoren
waren diese Informationen zum Teil neu. Ziel der Regierung ist es, die
religiösen Leiter des Landes in die Sensibilisierung der Menschen einzubeziehen
und damit Panik und unüberlegte Verhaltensweisen angesichts der Ebola-Problematik
zu vermeiden.
Die Veranstaltung
wurde mit Gebet und Lobpreis im Beisein der Leute von UNICEF und den Behörden
eingerahmt. Der Doktor brachte es auf den Punkt: „Ärzte können aufklären und
Krankheiten behandeln, aber Gott allein kann heilen!“ Diese Aussage passt genau
in den religiösen Kontext Malis. Das können alle nachvollziehen. Es wurde auch
deutlich, dass die Übertragung des Ebola-Virus kein Schicksal ist. Durch das
Beachten von Hygiene- und Verhaltensregeln kann eine weitere Übertragung
vermieden werden. Das Verändern traditioneller Verhaltensweisen fällt den
Maliern jedoch ziemlich schwer. Die Malier sind traditionsbewusste Leute und es
ist grundsätzlich schwierig, Neuerungen und Veränderungen einzuführen.
In einigen
Gemeinden stellt man mittlerweile am Eingang Wasser und Seife zur Verfügung.
Die Gottesdienstbesucher werden gebeten, sich nicht zu umarmen oder intensiv zu
begrüßen, nur durch einen Wink oder durch Kopfnicken. Wichtig ist auch, dass Pastoren bei Segenshandlungen den Körperkontakt vermeiden.
Jedoch stellt sich die
Frage: Was passiert zu Hause in den Familien? Was passiert in den überfüllten
Sotrama und Duruni, den öffentlichen Verkehrsmitteln, wo 20 Personen in einem Kleinbus sitzen? Normalerweise wird bei
Besuchen das Wasser zur Begrüßung von mehreren Personen aus einem Becher
getrunken. Welche einfachen Tipps können helfen, in diesen Situationen eine
Übertragung zu vermeiden?
Bei der
Aussprache wurden ganz praktischen Fragen gestellt, die das konkrete Alltagsverhalten
betreffen. Das Expertenteam hatte keine Mühe, hier praktische für alle
nachvollziehbare Vorschläge zu machen. Doch umsetzen müssen es die Leute
selber. Einige Pastoren wollten wissen, wie der Staat den christlichen
Gemeinden helfen kann, z.B. indem er Seife und eine genügend große Anzahl von
Trinkbechern zur Verfügung stellt. Diese Frage ist typisch. Der Ruf nach dem
Staat oder nach der Hilfsorganisation ertönt immer sehr schnell. Dr. DIARRA
hatte auch hier die richtige Antwort parat: „Ihr lieben Pastoren, es sind eure
Kinder, eure Familien, eure Gemeindeglieder, die es zu schützen gilt. Also legt
euch ins Zeug und ergreift Initiative und wartet nicht auf den Staat. Tut selber
etwas!“
Pastoren spielen bei
der Sensibilisierung durch ihr Vorbild und durch eine Mentalität der
Verantwortung eine wichtige Rolle. Die intensive Gebetszeit nach der
Infoveranstaltung hat uns alle unsere Abhängigkeit von Gott bewusst gemacht. Er
ist unsere Hilfe und unser Schutz.
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