Sanfil | Fußball mit Migranten aus Libyen
Um halb sechs bin ich
losgetigert – nach Sanfil zu „meinen Jungs“ aus dem Nachbarviertel. Fußballtraining
am Freitagnachmittag stand auf dem Programm. Wir haben uns etwas aufgewärmt,
soweit das bei Mitte 30 Grad überhaupt notwendig ist. Wir kennen uns seit
einigen Monaten und auf dem Weg zum Fußballfeld werde ich von Jung und Alt
begrüßt.
Einer unserer Jungs sagte,
dass sie seit ein paar Tagen mit jungen Leuten aus Libyen kicken. Ich wurde
eingeladen mitzumachen und habe eine Stunde lang mitgespielt. Dass man bei
diesen Witterungsbedingungen leicht ins Schwitzen kommt, ist logisch. Die fünf Migranten sprachen wenig Französisch und kein Wort Bambara. Aber wenn der
Ball rollt, weiß jeder, was er zu tun hat. Es hat mich gefreut zu sehen, wie
Integration durch den Sport funktioniert.
Parallel haben die Jungs,
die regelmäßig zusammenspielen, auf dem großen Platz nebenan ihren Trainingskick absolviert. Es wurde langsam dunkel und wir trafen uns zu einem letzten Austausch.
Ich bekam mit, dass der Trainer ziemlich sauer war, weil die Regeln des Fairplays
nicht respektiert wurden. „Ihr wollt alle nur gewinnen“ sagte er sehr
aufgebracht, „und dabei haut ihr euch gegenseitig die Knochen um. Dabei vergesst
ihr, dass ihr alle Malier seid und vielleicht Morgen in einem Team spielt und
unser Stadtviertel vertretet. Reißt euch gefälligst am Riemen!“ Er erntete
beschämte, aber zustimmende Blicke.
Ich dachte so bei mir: Hier
wäre werteintegriertes Training wichtig. Der Trainer lud mich ein, auf sein
Motorrad zu steigen. Er nahm mich mit bis zur Hauptstraße. Unterwegs
unterhielten wir uns weiter über die Stimmung im Team und über ein
Fußballturnier im Viertel, das wir demnächst gemeinsam organisieren wollen. Die
Kontakte werden intensiver und ich beschloss: Hier bleibst du weiter am Ball.
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