Fête de Tabaski | Tausende Schafe für das höchste islamische Fest



Idu I-Adha (arab. Opferfest), Aid-El-Kebir (arab. großes Fest), Tabaski (gebräuchlicher Name in Westafrika) oder einfach Schafsfest (fête des moutons) ist neben dem Fest des Fastenbrechens (Id-alfitr) am Ende des Ramadan (Fastenmonat) das wichtigste Fest im islamischen Kalender. Es findet nach dem islamischen Mondkalender am 10. des Monats Dhu-I-Hiddscha zum Höhepunkt der Wallfahrt nach Mekka (Haddsch) und 50 Tage nach dem Ende des Fastenmonats statt. 
Die vielen verschiedenen Bezeichnungen haben mich neugierig gemacht. Die arabischen Ursprünge sind klar. Mich interessierte deshalb die Frage: Woher stammt die in Westafrika gebräuchliche Bezeichnung Tabaski?
Beim Nachforschen bin ich auf interessante Querverbindungen gestoßen. Das Wort in seiner heutigen Form kommt von den Wolof (senegalesische Volksgruppe). Senegal wiederum grenzt an Mauretanien. Die Mauren sind historisch gesehen arabisierte Tuareg, die sich vor langer Zeit bei der Suche nach einer adäquaten Bezeichnung für das Opferfest am lateinischen Wort pasqua orientiert haben. Die Nähe zum latinisierten Mittelmeerraum mit seinen starken christlichen Einflüssen macht diese Erklärung nachvollziehbar. Das lat. pasqua seinerseits stammt vom hebräischen Wort pesakh. Historiker gehen davon aus, dass Teile der ehemaligen Berber noch sehr lange nach der islamischen Invasion an der jüdisch-christlichen Tradition festgehalten haben. Sie benutzen das Wort Tafaska. Das Wort Tabaski hat also ursprünglich jüdisch-christliche Wurzeln. Hinzukommt, dass es in der nordafrikanischen Region schon vor der islamischen Invasion ein Fest gegeben hat, das von Tänzen und "karnevalistischen Umzügen" (Spiele, Musik, Verkleidung, Theater) begleitet war. Tanz, lebendige Farben und schicke Kleider sind bis heute Bestandteil des malischen Tabaskifestes. Es ist typisch für den westafrikanischen Volksislam, dass sich arabisch-islamische Elemente mit traditionellen Bräuchen vermischt haben.
Das jüdische Passahfest, das christliche Osterfest sowie das muslimische Opferfest haben einen gemeinsamen Nenner: das Schaf, das im wörtlichen bzw. symbolischen Sinn geopfert wird, um Leben zu retten und den Bund mit Gott zu besiegeln.
In Bamako haben in den letzten Tagen Herden von Schafen die Straßen gesäumt. Auf Schultern oder festgebunden auf den Rücksitz des Motorrades oder auf den Dächern der Durunis (öffentl. Verkerhsmittel) wurden sie von den Märkten in die Höfe transportiert. Hunderte Schneider haben neue, farbige Kleider genäht und dabei ein gutes Geschäft gemacht. Und heute sind die Straßen am Vormittag fast wie leergefegt. Die Menschen besuchen die Moscheen, wo den islamischen Gottesdiensten eine besondere Liturgie zum Feiertag zugrunde liegt. Auf dem Weg nach Sabalibougou sehen wir am Straßenrand hunderte Gläubige im Schatten einer Baumallee niederknien zum Feiertagsgebet.
Die Muslime erinnern sich an Abraham, der Juden, Christen und Muslimen gleichermaßen als Vater ihres Glaubens dient, der die göttliche Probe bestanden hat und bereit war, sich Gott total unterzuordnen und seinen Sohn Isaak zu opfern (Sure 37,99-113; Gen 22,1-9). Glücklicherweise schickte Gott einen Widder vorbei, der anstelle des Sohnes geopfert wurde. Den Muslimen ist es geboten, am Tabaskifest ein Schaf zu opfern und es aus Dankbarkeit für Gottes Bewahrung mit Freunden und Bedürftigen zu teilen. Deshalb herrscht um die Mittagszeit reges Treiben in den Höfen. Das Blöken der Schafe wird immer weniger – logisch, und die eine oder andere gebratene Keule wechselt den Besitzer. Selbst die Wächter an unserem Haus haben was abbekommen - ein, zwei Schafsköpfe, die sie gereinigt und dann auf einem Kohlefeuer gebraten und anschließend genüsslich verspeist haben. 
Nachmittags machen sich die Leute auf den Weg, um Verwandte zu besuchen. Fernseh- und Radiostationen bringen Sondersendungen zum Fest und die Stimmen sich echauffierender Imame sind aus den Lautsprechern und von den Minaretten (Turm einer Moschee) zu hören. In den Städten drehen sich Karusselle und auf den wenigen Grünflächen in der Stadt oder am Ufer des Nigers werden Picknicksachen ausgebreitet.
Natürlich ist diese Gelegenheit für uns Christen wie gemacht, nicht nur an unsere Version der Abrahamsgeschichte zu erinnern, sondern auch an Jesus Christus, der den Opfertod am Kreuz zur Versöhnung aller Menschen auf sich nahm.


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