Mali | die „Kacke dampft“ und viele Fragen sind ungelöst
Streik | Wer sorgt für soziale Gerechtigkeit?
Letzte Woche gab es einen zweitägigen Generalstreik aller Arbeiter und staatlichen Funktionäre. Der Aufruf der größten Gewerkschaft des Landes (UNTM) stieß auf große Zustimmung.
In Bamako waren die Fabriken und Behörden dicht. Der Versuch, am Flughafen an unser Gepäck zu kommen, war aussichtslos. Hinter dem Streikaufruf stecken nicht nur finanzielle Interessen. Die Malier sind höchst unzufrieden mit ihrer Regierung. Der Präsident des Landes leistet sich ein funkelnagelneues Flugzeug. Beamte wirtschaften nach wie vor, gedeckt von einem traditionell korrupten System, in ihre eigenen Taschen. Die einfache Bevölkerung bleibt auf der Strecke. An ihrer prekären Lebenssituation ändert sich kaum was. Die Preise für die wichtigsten Grundnahrungsmittel steigen weiter. Händler sollen für eingeführte Waren mehr Zoll bezahlen. Die Regierung steht unter Druck. "Warum macht es unser Präsident nicht genauso wie sein Kollege in Malawi?", fragen die Leute empört. Der Präsident Malawis hatte vor kurzem sein teures Präsidentenflugzeug verkauft und mit dem Geld Tonnen von Reis für seine leidenden Landsleute gekauft. Viele der insgesamt 17 Forderungen der Gewerkschaft wurden positiv beantwortet. Doch wenn es nicht zu einem entscheidenden Einlenken der Regierung bei den restlichen Punkten kommt (z.B. Anhebung des Mindestlohns und des Kindergeldes), steht der nächste Generalstreik ins Haus. Gut, dass es Gewerkschaften gibt. Immerhin hat der malische Präsident die Angelegenheit jetzt zur Chefsache gemacht - und damit seinen eigentlich zuständigen Innenminister ein wenig düpiert.
Müll | Wohin im dem Abfall?
Ein anderes Problem ist die der Müll in
den Straßen der Hauptstadt. Die zentrale Müllabladestelle mitten in der Stadt
ist hoffnungslos überfüllt und „stinkt gen Himmel“. Die Menschen haben aus
Protest einige Straßen mit Müll verbarrikadiert, um die städtische Verwaltung zum
Handeln zu zwingen. Das ganze wird zu einem Politikum. Gestern waren Bagger und
LKW unterwegs, um den Müllbergen Herr zu werden. Eine Müllverbrennungsanlage
gibt es nicht. So wandert das Zeug von einer Stelle zur andern – und landet
schließlich irgendwo auf den Feldern, um dort vor sich hin zu gammeln.
Konflikt im Norden | Wann kommt der Norden endlich zur Ruhe?
Im Norden des Landes hatte die malische Armee am 21. Mai eine herbe Niederlage gegen die MNLA (Bewegung zur Unabhängigkeit des malischen Nordens/ Azawad) erlitten. Seit dem ziehen sich die Soldaten aus den wichtigen Städten im hohen Norden (Kidal, Menaka u.a.) zurück oder halten sich in Militärlagern auf, die einer Ausgangssperre unterliegen.
Im Norden des Landes hatte die malische Armee am 21. Mai eine herbe Niederlage gegen die MNLA (Bewegung zur Unabhängigkeit des malischen Nordens/ Azawad) erlitten. Seit dem ziehen sich die Soldaten aus den wichtigen Städten im hohen Norden (Kidal, Menaka u.a.) zurück oder halten sich in Militärlagern auf, die einer Ausgangssperre unterliegen.
Die Leute fragen: Ist unsere Armee
wirklich so schwach? Oder gab jemand die Order zum Rückzug? Und wenn ja, wer? Geschah
dies auf Druck der internationalen Schutztruppe (MINUSMA)? Steckt eventuell die
Zentralregierung in Bamako selber dahinter? Und wenn ja, welches Ziel verfolgt
sie damit? Für Verwirrung sorgte auch die Meldung, dass ein hoher Richter aus Timbuktu, der mit den radikalen Kräften und Regierungsgegnern zusammen gearbeitet hat, zunächst festgenommen und kurze Zeit später wieder freigelassen wurde.
Zzt. stehen Verhandlungen in Ouagadougou
(Hauptstadt des benachbarten Burkina Faso) und in Algier auf der Tagesordnung. Die
malische Zentralregierung, die MNLA und ihre Verbündete sowie die Vermittler
sitzen gemeinsam am Verhandlungstisch. Um möglichst viel zu ihren Gunsten
herauszuschlagen, wollen sich die politischen und militärischen Kräfte des
Nordens in eine gute Verhandlungsposition bringen. Deshalb zeigen sie Stärke.
Die Stadt Menaka (315 km nordöstlich von Gao) wurde von ihnen eingenommen. Die
offiziellen Behörden wurden besetzt und die Polizei aufgelöst. Die Zentralregierung
in Bamako schweigt – auch deshalb, um die besagten Verhandlungen nicht von
Anfang an zu gefährden. Die Tuareg u.a. Völker des nördlichen Mali streben
einen Autonomiestatus ihrer Region an. Einige radikale Stimmen plädieren für
eine territoriale Loslösung vom malischen Staatsgebiet. In den Zeitungen war
davon zu lesen, dass die Tuareg künftig mit 3.000 Soldaten in der malischen
Armee vertreten sein wollen, die für den Norden zuständig ist. Andere Kommentatoren sagen einen weiteren Vormarsch der verschiedenen Rebellengruppen auf die Region Gao voraus. Dort hat die offizielle malische Armee ihre letzten Kontingente zusammen gezogen. Einziger Hinderungsgrund: die Rebellen sind sich untereinander uneins. Dies könnte sowohl ihren Vormarsch verzögern, aber auch eine diplomatische Lösung in Ouagadougou gefährden. Neben den militärischen Aspekten gibt es
Forderungen, die sich auf die Entwicklung der Infrastruktur beziehen. Hier liegen
also allerhand Forderungen auf dem Tisch, die mit erheblichen Konsequenzen verbunden
sind. Algerien, dem großen Nachbarn im Norden und einem der Vermittler im
Konflikt, liegt es daran, dass die radikalen Kräfte im Norden Malis gebunden
werden, damit sie ja nicht auf die Idee kommen, in Algerien selber wieder
Unheil anzurichten. Ein großer Teil der radikalen Kräfte stammen aus Algerien,
die Anfang der 2000er Jahre im Zuge des Bürgerkriegs in die Sahara
zurückgedrängt wurden.
Viele der radikalislamistischen Kämpfer
haben sich aus dem Maghreb und dem Sahelgebiet zurückgezogen oder halten sich
versteckt. Einschlägige Quellen besagen, dass einige sich zwischenzeitlich den
ISIS-Kämpfern im Irak und in Syrien angeschlossen haben. Die Frage ist: Wann
kehren sie zurück? Die religiös-politischen Ziele der islamistischen
Gotteskämpfer sind klar: die Errichtung eines Kalifats, das den Nahen Osten,
den Mittelmeerraum und große Teile Afrikas umfasst.
Wir sind davon überzeugt, dass wir als Missionare
die Fragen der Menschen auf dem Schirm haben müssen. Wir klagen und leiden mit. Wir informieren uns. Wir
diskutieren mit. Wir versuchen zu helfen, wo es geht. Und wir sind uns bewusst,
dass wir von weltpolitischen Großwetterlagen betroffen sind, denen wir nur mit
Hoffen und Beten begegnen können.
Bíldnachweise: maliweb
Bíldnachweise: maliweb
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