Mittelalterliche Weichenstellung | Mission oder Inquisition



Was wäre wenn sich der Papst im 13. Jh. für Mission und gegen Inquisition entschieden hätte? 
Im sogenannten dunklen Mittelalter haben sich in längst vergangenen Tagen erstaunliche Weichenstellungen ergeben. Sie haben die Kirchengeschichte wesentlich beeinflusst und zeigen, welche Prioritäten in der damaligen Zeit gesetzt wurden. 
Wir befinden uns am Anfang des 13. Jh.s im spanischen Kastilien. Dort wirkte Diego de Acebo (gest. 1207). Er war zunächst Zisterziensermönch und später Bischof in Osma (1201-1207). Auf gemeinsamen Reisen mit Dominikus (1170-1220) durch Europa wurden beide Zeugen der um sich greifenden Häresien, die der Mutter Kirche das Leben schwer machten. Betroffen waren insbesondere die im Süden Frankreichs beheimateten Katharer (die Anhänger des reinen Glaubens).  
Bischof Diego hatte zunächst vor, unter den Türken zu missionieren und dort den christlichen Glauben zu verbreiten. Die Kreuzzüge in den Orient bewirkten in der Kirche eine kulturelle Horizonterweiterung und hatten dazu geführt, dass in Europa eine gewisse Kenntnis des Islam vorhanden war. Diego sah hier zukunftsweisende Möglichkeiten für die abendländische Kirche und hatte sich sogar schon mit seinen Plänen an den Papst gewandt, damit dieser ihn vom bischöflichen Amt befreit. Diego wollte sich voll und ganz seiner missionarischen Vision widmen. Doch der Mann auf dem päpstlichen Stuhl hatte andere Pläne. Für ihn war die innerchristliche Missionierung, d.h. die Reinigung von Irrlehren in Südfrankreich das vordringlichere Anliegen. Der Historiker Peter von Vaux-de-Cernay berichtet vom päpstlichen Beschluss: Im Jahre des fleischgewordenen Wortes 1206 gelangte der Bischof von Osma names Diego, ein großer und rühmenswerter Mann, an die römische Kurie und gab seinem höchsten Wunsch Ausdruck, auf sein Bischofsamt zu verzichten, damit er umso freier sich der Sache widmen könne, das Evangelium Christi den Heiden zu predigen; doch der Herr Papst Innozenz wollte den Wunsch des heiligen Mannes nicht erfüllen, sondern wies ihn an, an seinem Bischofssitz zu verbleiben.“  
Diego musste daraufhin seine Pläne ad acta legen. Stattdessen wurden Dominikus und Diego 1206 vom Papst Innozenz III. beauftragt, die abtrünnigen Katharer zum Glauben der heiligen römisch-katholischen Kirche zu bekehren und mit Argumenten und seelsorglichem Geschick gegen die Irrelehre vorzugehen. In der Folgezeit wurde zu diesem Zweck der Dominikanerorden als Bettel- und Predigerorden gegründet (1206/07). Diego zog sich 1207 in seinen Bischfssitz zurück und verstarb Ende 1207. 
Die Wanderprediger der Katharer hinterließen aufgrund der asketischen Lebensweise und ihrer rhetorischen Überzeugungskraft großen Eindruck bei der Bevölkerung. Da die Katharer von den französischen Feudalherren gefördert wurden und die sanfte Tour nicht zum Erfolg führte, sah sich die kath. Kirche bald gezwungen, andere Maßnahmen zu ergreifen. 1209 rief der Papst zum Kreuzzug gegen die Katharer (Albigenserkreuzzug) auf. Tausende von Katharern wurden grausam ermordet. Die juristische Form der Inquisition wurde seit 1212 verfeinert und fand ihren Höhepunkt im Jahre 1486. Der Dominikaner Heinrich Kramer veröffentlichte in diesem Jahr den sog. Hexenhammer (lat. Malleus Maleficarum), ein Werk, in dem die Inquisitionsverfahren genau dargestellt und theologisch begründet wurden. 

Was bleibt? Die ursprünglich friedlichen und Armut praktizierenden Mönche wurden zu Handlangern der Inquisition, in die im Laufe der Zeit (13.-18. Jh.) vorwiegend Dominikaner involviert waren. In offiziellen Gerichtsverfahren wurden die Ketzer und Irrlehrer zur Rede gestellt und unter Folter zum Widerspruch ihrer Positionen aufgerufen.  
Die ursprünglichen Pläne der Missionierung von Nichtchristen verwandelten sich so in die Idee der inquisitorischen innerkirchlichen Reinigung. Auch die Mönche des Zisterzienserordens, die vom Papst als Legaten (päpstl. Botschafter) beauftragt waren, setzten den Schwerpunkt nicht auf die Mission, sondern konzentrierten sich auf politische Diplomatie und auf repressive Maßnahmen. Dies führte zu erheblichem Widerstand in der Bevölkerung. 
Bis heute muss sich die Kirche wegen ihrer Folterungen und erzwungenen Geständnisse rechtfertigen. Dies ist die Folge davon, dass die Oberen der Kirche damals die Prioritäten falsch gesetzt haben und die inquisitorische Reinigung der Kirche für wichtiger erachteten als die Missionsarbeit. 

Bild: Dominikus

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