Mali | Versöhnung als Herausforderung für die christliche Missionsarbeit in Mali
Die Göttinger Gesellschaft für bedrohte Völker weißt in
einem Statement auf die große Herausforderung hin, vor der der kürzlich neu
gewählte malische Präsident und seine Regierung stehen. "Vordringlichste
Aufgabe von Ibrahim Boubacar Keita muss es sein, die Straflosigkeit zu beenden.
Nur so kann eine Versöhnung zwischen den verfeindeten ethnischen Gruppen in dem
westafrikanischen Land erreicht werden", erklärte GfbV-Afrikareferent
Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. Dem Ausgleich zwischen Tuareg, Arabern
und afrikanischen ethnischen Gemeinschaften komme eine Schlüsselrolle bei der
Stabilisierung Malis nach dem Bürgerkrieg zu. "Keita hat zwar die
Versöhnung zwischen den aufständischen Tuareg in Nord-Mali sowie den Arabern
und afrikanischen Ethnien im Süden des Landes zu einem seiner wichtigsten
Regierungsprojekte erklärt. Doch es reicht nicht aus, einen dafür zuständigen
Minister zu ernennen und neue gemischte Kommissionen zu bilden", sagte
Delius. "Das Misstrauen zwischen den Volksgruppen sitzt tief und kann nur
überwunden werden, wenn aufrichtig über die von allen Konfliktparteien
begangenen Menschenrechtsverletzungen informiert wird und die dafür
Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Bislang gibt es leider wenig
erkennbare Bemühungen, die Straflosigkeit zu beenden." (Link zum Text: www.epo.de/index.php?option=com_content&view=article&id=9679)
Während den militärischen Auseinandersetzungen im Norden
Malis kam es zu massiven Menschrechtsverletzungen seitens der am Konflikt
beteiligten Parteien. Sowohl die Tuareg, als auch die radikalen Islamisten und
Angehörige der malischen Armee haben Verbrechen begangen, die gegen jegliche
Konventionen verstoßen. Die Folgen waren Mord und Tod aber auch ein
nachhaltiges Misstrauen zwischen einigen Volksgruppen in Mali.
Und es stellt sich die Frage: Welche Rolle spielen
Christen, christliche Kirchen und Missionsgesellschaften angesichts dieser
enormen Herausforderungen in der malischen Gesellschaft?
Der christlich-missionarische Auftrag besteht nicht nur in der Verkündigung in geschlossenen Räumen, die wir selber schaffen und die uns sicher erscheinen. Er besteht auch nicht nur im „Gebet
aus sicherer Distanz“ für Regierungen und politische Verantwortungsträger.
Er schließt die riskoreiche, aktive Verantwortung und die Gestaltung der Gesellschaft mit ein.
Nicht nur Beten, nicht nur Christus als Herrn und Retter verkündigen, sondern
auch Gemeinden auf den Weg nehmen, damit sie Gesellschaft im Sinne biblischer
Werte mitgestalten. So wird deutlich, dass Jesus etwas zu tun hat mit
gelingendem Leben. Denn er ist Friedensstifter. Ich wünsche mir, dass Pastoren und Vertreter der Evangelischen Allianz in Mali aktiv werden, der Regierung ihre Hilfe anbieten und die Möglichkeit zu vermittelnden Gesprächen nutzen, wo immer sie sich ergeben. Viele Christen, die ihre Heimat im Norden Malis während der Rebellion verlassen mussten, sind auf dem Rückweg. Sie werden wieder Gottesdienste feiern und präsent sein vor Ort. Das sind starke Zeichen der Normalisierung und Möglichkeiten zur aktiven Mitgestaltung des gesellschaftlichen Heilungsprozesses.
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