Partnerschaft in Afrika | so kann es einem gehen












"Glaubt ihr, dass auch wir Afrikaner gute Ideen haben?". "Seid ihr bereit, uns euer Geld anzuvertrauen?" Kritische Fragen eines afrikanischen Gesprächspartners, der offenbar mit Leuten aus dem Westen zu tun hatte, die Afrikanern wenig zutrauten. Es liegt auf der Hand, dass eine Atmosphäre, die von Misstrauen und übertriebenem Hang zur Kontrolle geprägt ist, keine gute Basis für partnerschaftliche Kooperation ist. In Begegnungen mit afrikanischen Partnern merke ich, selbst nach über 50 Jahren politischer Unabhängigkeit der meisten afrikanischen Staaten, dass der Schmerz der Kolonialisierung und des gewaltsamen westlichen Imperialismus immer noch vorhanden ist. Hinzu kommt, dass Afrikaner hier und da negative Erfahrungen mit westlichen Partnern, auch Missionaren, gemacht haben und verletzt wurden. Diese negativen Erlebnisse werden mitgeschleppt und auf andere Partner projeziert. Die Verletzungen heilen möglicherweise sehr langsam. Schade aber verständlich ...
Die Seele Afrikas ist verletzt, so hat es ein afrikanischer Soziologe aus dem Senegal formuliert. Afrikaner reagieren unterschiedlich auf das Trauma des Kolonialismus. In der postkolonialen Phase und nach so vielen Jahren der Auseinandersetzung mit den Folgen des gemeinsamen, schmerzlichen Weges der euro-afrikanischen Partnerschaft kristallisieren sich drei Verhaltens- und Reflexionsmuster heraus.

Die Pessimisten: Sie üben scharfe Kritik am Kolonialismus und Neokolonialismus in allen seinen Formen. Sie lehnen eine Anpassung an das westliche Wertesystem kategorisch ab. Sie artikulieren größtes Misstrauen gegenüber westlichen Idealen, auf deren Grundlage andere Völker unterdrückt wurden. Sie machen den Europäern den Vorwurf, sie hätten den afrikan. Kontinent bewusst und systematisch abhängig gemacht und manipuliert und damit in die Krise getrieben. Auch der Neokolonialismus wird stark kritisiert. Er gründet auf Profitgier und auf skrupelloser Ausbeutung. In der Missionsarbeit wird diese pessimistische Haltung darin deutlich, dass westlichen Initiativen und Projekten mit Skepsis begegnet wird. Es würde deutlich, so manche Äußerungen, dass Christen aus dem Norden den afrikanischen Partnern im Süden wenig zutrauen. Dies mündet in Bevormundung und in überzogene Kontrolle.
Folge: Afrika muss sich vom Westen distanzieren und sich auf eigene Werte besinnen, basierend auf einem positiven Selbstbildnis 

Die Optimisten: Die Besinnung auf afrikanische Werte wird groß geschrieben. Gleichzeitig befürworten sie eine aktive, selektive Aneignung westlicher Werte. Darin bestehe, so die Optimisten, die einzige Möglichkeit des Überlebens. Die Gefahr der Unterwerfung unter die vom Westen dominierten Mechanismen der Globalisierung besteht jedoch und muss abgewendet werden. In der Begegnung mit Optimisten ist ein offener Dialog über Motive, Ideen und Strategien möglich. Wichtig ist aber, dass der westliche Partner signalisiert: ich will wirklich eure Kultur, Werte und Prioritäten verstehen. Für den afrikanischen Partner ist bedeutsam, dass er spürt, es wird nicht mit verdeckten Karten gespielt und er hat wirklich die Freiheit zu entscheiden und seine eigenen Vorstellungen einzubringen.
Folge: Westliche Ansätze haben eine Chance, wenn die Möglichkeit besteht, dass Afrikaner sich freiwillig dafür entscheiden können und sie an ihre eigenen Werte und Kultur anpassen können. 

Die Neutralisten (Neooptimisten):
Ihnen geht es weder um Assoziation (Anpassung, Einbindung)  noch um Dissoziation (Ablehnung). Die Neutralisten denken pragmatisch. Die Herkunft des Denkmodells, welches das Überleben Afrikas sichert, ist nicht entscheidend, sondern ob sich dieses Modell eignet, den wirtschaftlichen und technischen Fortschritt der Länder Afrikas positiv zu fördern. Die Neurtralisten warnen vor ideologischen Positionen, die eine evolutionäre Stagnation als Folge mit sich bringen. Sie sagen: Auch die Kultur des Westens gerät angesichts der rasanten Entwicklung ins Wanken, warum sollte Afrika da an präkolonialen Werten festhalten oder blind westliche Denkmodelle übernehmen. Der pragmatische Ansatz ist in vielen Fällen vorteilhaft. Er ist in der Regel frei von Vorbehalten und ideologischen Grundsatzdiskussionen. Man schaut sich an, was geht. Mal ist es die afrikanische, mal eher die westliche Idee, die am besten geeignet ist. Wichtig ist am Ende: es ist unser gemeinsamer Entschluss, es so zu machen.
Folge: Den Kulturen und Herausforderungen der Welt auf Augenhöhe begegnen auf der Grundlage eines positiven Selbstbildnisses.

Die genannten Optionen helfen uns ganz praktisch, in den Begegnungen mit Afrikanern herauszufinden, wie unsere Gesprächspartner eingestellt sind und auf westliche Initiativen reagieren, ob sie zum Dialog bereit sind, oder eher auf Konfrontation aus sind. In jedem Fall ist es wichtig, dass westliche Missionare mit der kolonialen Vergangenheit Afrikas und den psychologischen Nachwirkungen vertraut sind und sensibel reagieren. Lokale, afrikanische Initiativen fördern ist die beste Art, zu zeigen, dass wir nicht als Eroberer kommen, die westliche Ideen für das non plus ultra halten, sondern als Begleiter, die gelernt haben in Demut zuzuhören und sich nicht aufzudrängen.

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