Benin | auf den Spuren des Vodoo

In Benin und anderen westafrikanischen Ländern wie Togo und Ghana bilden die Anhänger des Vodoo-Kults nach wie vor eine starke Fraktion.
In Benin wird am 10. Januar der nationale Feiertag der traditionellen Religion gefeiert. Am Strand von Ouidah geben sich an diesem Tag Zauberer aus ganz Benin ein Stelldichein. Voddoschreine sind sehr verbreitet in Benin. Bei der Fahrt durch den Ort Ouidah erhaschen unsere Blicke Fetische im Inneren von kleinen Gebäuden am Straßenrand oder auch mitten im Ort. Berge von Federn sind dort zu sehen, die Zeugnis von einem regen Opferkult ablegen. Voddoo entstammt aus der Fonsprache, die in Benin vorherrschend ist und bedeutet Geist oder Gottheit. Bei Vodoo handelt es sich also um eine klassische animistische Religion, die seit Jahrhunderten das Leben der Afrikaner bestimmt. Vodoopriester beherrschen die weiße und schwarze Magie und entsprechende Zaubertricks, die ihnen Macht über Menschen geben. Segen und Fluch liegt in ihren Händen.
Der Vodookult ist keine animistische Denomination, keine organisierte Religion, wie wir das aus Europa kennen. Die Anhänger sammeln sich in kleineren Gruppen um eine der über 200 Untergötter, die man in dieser Religion kennt. Der oberste Loa oder Orisha (Gott) heißt Olorun oder auch Obatala, gefolgt von Papa Legba, der als Mittler zwischen Göttern und Menschen auftritt. Im kreolischen Raum von Haiti z.B. wird dieser oberste Gott auch Bondye (franz. Le Bondieu, dt. der gute Gott) genannt. Ähnlich wie im griechisch-römischen Polytheismus gibt es eine ganze Reihe von Göttern, die für verschiedene Bereiche des Lebens zuständig sind: Agowu ist ein Naturgott, der Stürme und Erbeben vereursacht; Ogoun ist der Gott der Kriege. Damballa ist der Gott der Schlangen, die in Benin als Totem gelten. Wenn eine Python die Straße überquert oder sich in einen bewohnten Hof hineinschliecht, darf sie nicht getötet werden. Den Göttern untergeordnet sind die Vodoopriester (Houngan, Babalawo), deren Aufgabe darin besteht, die Verbindung zu den Göttern aufrecht zu erhalten. Trancezermonien sind an der Tagesordnung.
Menschen werden in Angstzustände versetzt. Besessenheit gilt hier nicht als Makel, sondern als ein Zeichen der besonderen Verbundenheit mit der Gottheit. Ziel dieser Riten ist es, dem Menschen Kraft an der Gottheit zu vermitteln und ihn zu einem Leben zu erziehen, das ihn den Göttern gefügig macht.
In der Karibik und in Brasilien ist der Vodookult heute vermischt mit christlichen Elementen. Er ist deshalb so stark, weil Sklaven ihn aus Westafrika mitbrachten. Sie sahen in der Praxis des Vodookult die nachhaltigste Möglichkeit der Identifikation mit ihrer afrikanischen Herkunftstradition. 
In Ouidah gibt es einen Geisterbaum, den die Sklaven vor ihrer Reise nach Amerika dreimal umrundet haben. Sie gaben damit den menschlichen Geistern die Möglichkeit, sich in diesem Baum einzunisten und die Verbindung zur Heimat zu halten, selbst wenn ihre geschundenen Körper auf weitentfernten Plantagen Frondienste absolvieren mussten.
Der Vodookult ist für viele Westafrikaner eine alltägliche, religiöse Erfahrung, die aus dem Leben genauso wenig wegzudenken ist, wie für fromme Christen der Kirchgang. Ohne das Verständnis dieses Kultes und der sich dahinter befindlichen Denkart, kann keine verantwortliche, kontextrelevante Theologie betrieben werden. Geschieht dies nicht, so bleibt das animistische Weltbild weithin erhalten und bestimmend, auch wenn an der Oberfläche viel Christliches zu finden ist. In Cotonou gibt es seit kurzem ein Afrikanisches theologisches Forschungszentrum (CART), das sich genau diesen Fragestellungen widmet. Informationen recherchieren, die die afrikanische Kultur, die Religionen und das praktische Leben betreffen, danach Problemfelder analysieren und Methoden theologischer Arbeit entwickeln, die für den theologischen Unterricht und die praktische lösungsorientierte Umsetzung im Kontext relevant sind.

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