Mali | turbulente Zeiten




Am vergangenen Mittwoch und Donnerstag sind radikale Islamisten vom Norden kommend über die Nationalstraße mit ca. 1.200 schwer bewaffneten Kämpfern auf Pick-Ups auf die Kleinstadt Konna vorgerückt. Tage vorher hatten die Radikalen in den Dörfern um Konna herum ihre Stellungen gefestigt und Waffenlager eingerichtet. Zunächst hatte die malische Armee versucht, durch Warnschüsse das Vordringen der islamischen Gotteskämpfer zu verhindern. Doch vergeblich. Binnen weniger Stunden wurde Konna (65 km nördlich von Sévaré) besetzt und die Kontingente der malischen Armee zur Flucht Richtung Süden gezwungen.
Die Nachricht hat uns in große Sorge versetzt. Wir kennen Konna gut. Dort gibt es eine kleine Gemeinde und eine Pastorenfamilie, die bisher in der nördlichsten Gemeinde unseres Gemeindebundes UEPEM die Stellung gehalten hat. Am Donnerstagmorgen haben wir Telefonkontakt zu einem Pastorenkollegen aufgenommen, der uns versicherte, dass die besagte Pastorenfamilie einen Tag vorher schon Konna verlassen konnte und jetzt in Sicherheit ist.  

Die erhoffte Wende
Es stand zu befürchten, dass die Islamisten angesichts der schwachen malischen Armee nach Sévaré durchmarschieren würden. Doch die Ängste haben sich nicht bewahrheitet. Die offizielle Anfrage des malischen Präsidenten Traoré an seinen französischen Amtskollegen Hollande mit der Bitte um militärische Unterstützung erfolgte am Freitagvormittag. Am Freitagnachmittag sind in Sévaré französische Elitesoldaten und westafrikanische Militärs gelandet, die die malische Armee zzt. bei der Rückeroberung der Stadt Konna und der Absicherung der Frontlinien unterstützen. Konna ist nach schwierigen Kämpfen inzwischen wieder in der Hand der Regierungsruppen. Diese Operation ist in den vergangenen Tagen durch diplomatische Kontakte zwischen Bamako und Paris unter der Hand vorbereitet worden. Frankreich hat in verschiedenen westafrikanischen Ländern Flugzeuge und Fremdenlegionäre stationiert, die binnen kurzer Zeit in der Region eingesetzt werden können.
Am Freitagabend hat der malische Übergangspräsident eine Rede an die Nation gehalten und dabei den Ausnahmezustand verkündet und ein hartes Durchgreifen der Armee und deren Verbündeten gegen die Rebellen des Nordens versprochen. Er hat Wort gehalten. Bei den heftigen Auseinandersetzungen sind die islamistischen Gotteskämpfer der Ansar Dine und ihrer Verbündeten zunächst zurückgeschlagen worden. Die Jihadisten haben Dutzende von Opfern zu beklagen.  Ein hoher Offizier der Rebellen ist bei den Kämpfen am Wochenende ums Leben gekommen. Es hat aber auch auf malischer Seite Tote und Verletzte gegeben. Zehn Zivilisten (darunter drei Kinder) sind bei Gefechten und auf der Flucht umgekommen, elf malische Soldaten sind gefallen und etwa 60 verletzt. Ein französischer Hubschrauberpilot wurde schwer getroffen und erlag später seinen Verletzungen.
Zunächst gab es angesichts des erneuten Vordringens der Islamisten Richtung Süden Panik und Fluchtbewegungen in Sévaré. Sévaré verfügt über einen internationalen Flughafen und eine malische Garnison. Würde Sévaré in die Hände der Rebellen fallen, wäre der Weg Richtung Süden frei. Sévaré liegt nur 500 km Luftlinie von Bamako entfernt.
Wir haben die Ereignisse mit Spannung verfolgt. Telefongespräche mit unseren Freunden in Mali haben uns die riskante Situation im Land und die Ängste unserer Leute vor Augen gemalt. Die Allianz-Mission hat die notwendigen Dispositionen getroffen, um die malischen Mitarbeiter und ihre Familien im Dringlichkeitsfall in sicherere Gebiete im Süden Malis evakuieren zu können. Den Pastorenfamilien und den Gemeinden geht es soweit gut. Die deutschen Missionare der Allianz Mission haben Mali schon seit längerer Zeit verlassen und sind mit ihren Familien zzt. in Deutschland.

Um was sollen wir Gott bitten in solchen Situationen? Wie sollen wir beten?
Gott ist ein Gott des Friedens und wir vertrauen darauf, dass Gott Mali Frieden und ein gutes einvernehmliches Zusammenleben der verschiedenen Religionen und Volksgruppen im Land schenken kann.
Wir bedauern die vielen Toten und Verletzten und wünschen uns, dass das Blutvergießen ein Ende hat. Andererseits sind wir Realisten genug und wissen: Wer sich mit Terroristen anlegt, die gut bewaffnet und ideologisch religiös motiviert ihre Ziele verfolgen, der muss mit blutigen Auseinandersetzungen rechnen. Die Bemühungen, alle beteiligten Gruppen an den Verhandlungstisch zu bekommen sind gescheitert. Die zwischenzeitlichen Eingeständnisse der Tuaregrebellen und der Gotteskämpfer von Ansar Dine haben sich als Lug und Trug herausgestellt. Letztlich bewahrheitet sich die Aussage der Radikalen: Mit uns verhandelt man nicht, mit uns kann man nur kämpfen.

Gott kennt die Welt mit ihren chaotischen Zügen. Er kennt auch die terroristische Gefahr, die seine Gemeinde und das Leben unschuldiger Menschen bedroht. Und wir überlassen es Gottes Souveränität, wie er handelt und welche Mittel er benutzt, um die Geschichte zu lenken. Das schnelle Eingreifen der Franzosen hat sicherlich den Vorstoß der islamistischen Gotteskämpfer gestoppt. Auch wenn das sehr nach menschlicher Strategie aussieht, können wir Gott für die aktuelle Entwicklung in der Region dankbar sein. Die Panik unter der Bevölkerung ist der hoffnungsvollen Zuversicht gewichen, dass die internationale Staatengemeinschaft endlich aufgewacht ist und den Ernst der Lage begriffen hat.
Es ist eine Illusion zu glauben, dass militärische Aktionen gegen Terroristen glimpflich und ohne Blutvergießen ablaufen können. Das ist kein Cyberwar, der virtuell am PC geführt wird, sondern ein harter Kampf gegen gut bewaffnete und ideologisch religiös aufgeputschte Milizen. Die Rückeroberung des Nordens soll mit Hilfe westafrikanischer Truppen erfolgen und einer wiedererstarkten malischen Armee, deren junge Rekruten durch westliche Ausbilder auf den Einsatz vorbereitet werden sollen. Im Laufe des Wochenendes werden weitere Truppenkontingente aus westafrikanischen Nachbarländern (Nigeria, Niger, Burkina Faso usw.) erwartet. Französische Soldaten sind in Bamako eingetroffen, um die Hauptstadt absichern zu helfen. In der Region Mopti setzen die Franzosen ihre Aufklärungsflüge und gezielten Angriffe gegen radikalislamische Stellungen fort.

Wir sind dankbar
… dass die Situation sich langsam entschärft und die Panik der Hoffnung weicht
… dass die Pastoren Ruhe bewahrt haben und ihre Verantwortung gegenüber ihren Familien und Gemeinden weiterhin wahrnehmen

Wir bitten darum
... dass die christlichen Gemeinden solidarisch bleiben, und die Christen im Vertrauen auf Gott an ihrem Glauben festhalten
… dass die Bevölkerung die Ruhe behält und die Politiker ihre eigenen Ambitionen zurückstecken

Viele malische Gemeinden haben im Vorfeld und als Reaktion auf die beschriebenen Entwicklungen Fasten- und Gebetstage einberufen, so erzählte mir ein befreundeter malischer Kollege. Gott bleibt unsere entscheidende Stütze in diesen turbulenten Zeiten.

Wir beten um Frieden in Mali.

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