Malireise 2012 | Missionstheologie an der FATMES
Alfred und ich machen uns am Nachmittag auf nach
Nyamakoro – zur FATMES. Die Fachhochschule für Theologie und Missiologie im
Sahel wurde vom malischen Verein zur Förderung der theologischen Ausbildung 2001
gegründet. Von 2001 bis 2006 hat Alfred die Schule als Studienleiter geleitet.
Das Gebäude, das wir betreten, ist erst 2011 fertiggestellt worden. Ich bin
echt begeistert, vom Haus selbst und den netten Pflanzen im Hof. Das Gebäude
bietet auf absehbare Zeit genug Raum und ist von der Architektur wirklich gut
gelungen.
Alfred unterrichtet an diesem Nachmittag einen
Einführungskurs in die Theologie der Mission. Die Studenten sind voll konzentriert
bei der Sache und folgen gespannt Alfreds Ausführungen zum Thema „Mission –
Mentalität der Grenzüberschreitung“ und in der zweiten Stunde „Biblische
Grundlagen ganzheitlicher Mission“. Die Kursteilnehmer sind fasziniert von dem
Gedanken, dass sich Mission wie ein roter Faden durch die ganze Bibel zieht.
Gemeinsam diskutieren wir die praktischen Folgen, die sich aus dieser
Perspektive ergeben. Ein Student merkt an: „Wenn wir diesen ganzheitlichen
Ansatz in unseren Gemeinden wirklich ernst nehmen, dann müssten wir uns als
Christen viel stärker in das öffentliche Leben einmischen, eigene Vorschläge
machen, wie wir die sozialen und politischen Probleme des Landes lösen wollen –
besonders jetzt in der Zeit der Krise. Aber uns fehlt die Sicht dafür und der
Mut, uns zu Wort zu melden.“
Auf dem Rückweg zu unserem Quartier schalten wir
das Radio ein. RFI (internationales franz. Radio) sendet ein Interview mit
einer malischen Frauenrechtlerin. Sie äußert sich empört über die Terroristen
im Norden ihres Landes. Vor ein paar Tagen ist ein Ehepaar gesteinigt worden.
Ihnen wurde vorgeworfen, Kinder in die Welt gesetzt zu haben, obwohl sie
offiziell nicht verheiratet waren. Sie bittet Frankreich und die Staaten der
Welt Mali zu helfen.
Auf dem rechten Fahrbahnrand erhaschen unsere
Augen ein stehen gebliebenes Taxi – ein Mercedes. Das linke Hinterrad fehlt. Vor
uns läuft ein junger Mann dem Rad hinterher – mitten auf einer der
meistbefahrenen Straßen Richtung Innenstadt. Mali bietet viel Kurioses.
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