Mali | Radikaler Islamismus im Norden, Machtkämpfe im Süden


Die Bevölkerung im Nordwesten Malis wehrt sich vergeblich gegen die radikale Islamisierung. Die Tuaregrebellen, die eher als gemäßigt einzustufen sind, haben längst nicht mehr das Sagen. Ansar Diné (radikale Gotteskämpfer) und AQMI (Al-Qaida im Maghreb) haben sich zu einem radikalen Bündnis zusammen geschlossen und verstärken ihren politischen, militärischen und religiösen Einfluss im Norden Malis.
Die westafrikanische Presse berichtet einstimmig, dass die radikalen Gruppen durch Kämpfer aus Tunesien, Algerien, Marroko und Mauretanien verstärkt werden. Zudem habe man Militärs aus Pakistan beobachtet. Sie fungieren offenbar als Ausbilder in Militärcamps, wo junge Malier aus Kidal und Umgebung für den Jihad ausgebildet werden sollen. Die jungen Leute werden mit Geld gelockt und ihnen wird die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten in den Camps versprochen. Der Preis ist eine islamistische Indoktrination und ein möglicher militärischer Kampf gegen die eigenen Landsleute. Denn nicht nur Christen, sondern auch gemäßigte Muslime gelten als Feinde des radikalen Salafismus.
Unterdessen leidet die übrige Bevölkerung am Versorgungsnotstand. Lebensmittel, Wasser und Strom sind knapp. In den Reden der Machthaber in Bamako wird die notvolle Situation der Menschen im Norden nur noch am Rande erwähnt. Man fühlt sich vernachlässigt. Nur vereinzelt kommen Hilfslieferungen an. Ein großer Teil der Bevölkerung ist gegen die Einführung der Scharia und das willkürliche Vorgehen der neuen Machthaber, doch gegen die militärische Übermacht kommen die Menschen nicht an. Die Rebellion im Norden verstärkt ihre Positionen und ihren Einfluss. Versorgt werden sie aus dem Norden (vgl. Karte). Zwischen den verschiedenen Gruppen im Norden besteht zzt. ein Nichtangriffspakt, obwohl es erhebliche politische und religiöse Differenzen gibt.
Die malische Armee ist dabei, junge Soldaten zu rekrutieren und Truppenkontingente nach Sévaré (Region Mopti) zu entsenden. Dort befindet sich eine Militärbasis, die sich noch in den Händen der offiziellen malischen Armee befindet. In der aktuellen Situation, selbst wenn der Wille dazu vorhanden wäre, ist eine militärische Aktion gegen die Rebellen und Islamisten unwahrscheinlich. Es fehlt an einer erfolgversprechenden Strategie, und außerdem wären die Verluste unter der Bevölkerung des Nordens enorm, da die Islamisten die Menschen als Geiseln benutzen würden.
Viele setzen in dieser aussichtslosen Situation auf den Einfluss der religiösen Führer. Der Islamrat in Mali hat in Zusammenarbeit mit der kath. Kirche und der Ev. Allianz Verhandlungen mit den Rebellen geführt und die Freilassung von Soldaten der offiziellen Armee  erreicht, die sich in den Händen der Islamisten befanden. Die Menschen sind wütend und machtlos zugleich und setzen ihre Hoffnung auf Verhandlungen oder ein militärisches Eingreifen mit Hilfe der internationalen Staatengemeinschaft. Die CEDEAO (westafrikan. Wirtschaftsunion) alleine wird die nötigen finanziellen Mittel nicht aufbringen, um erfolgreich zu intervenieren. Die westafrikanischen Staaten, die UNO und die USA thematisieren die malische Problematik auf Konferenzen und Tagungen. Dies zeigt, dass die Entwicklung in Mali längst nicht mehr nur als eine lokale Kirse betrachtet wird.
In Bamako hat es in der letzten Woche den Versuch eines Gegenputschs gegeben. Die Anhänger des im März gestürzten Präsidenten haben versucht, die Putschisten unter der Führung von Kapitän Sanogo aus wichtigen strategischen Stellungen zu vertreiben. Dieser Versuch ist misslungen. Es hat Tote gegeben und eine Welle von Festnahmen.
Die Informationen von ehemaligen Kollegen in Mali besagen, dass die Leute in Bamako bisher von Übergriffen verschont geblieben sind. Doch die Unsicherheit regiert auch in der Hauptstadt. Der Flughafen ist offen aber stark bewacht.
Als Beobachter hat man den Eindruck, dass die politischen Akteure in einem internen Machtkampf verstrickt sind. Fest steht: Solange die Akteure in Bamako (Militärrat, Übergangsregierung und polit. Parteien) nicht an einem Strang ziehen, wird es kaum gelingen, die Krise im Norden des Landes zu lösen.
Neben aller Unsicherheit im politischen Bereich, leiden inzwischen viele Malier an Hunger. Die Hälfte der malischen Bevölkerung muss mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen. Die Grundnahrungsmittel auf den Märkten werden knapp und verteuern sich. Die Regierung hat Gelder zum Kauf von Lebensmitteln zur Verfügung gestellt. Hilfsorganisationen und Missionsgesellschaften intervenieren und tun ihr Bestes.
Das Leben und Überleben in Mali ist nicht leicht in diesen Tagen. Wir hoffen und beten für Stabilität und wirksame Strategien gegen die islamistische Bedrohung. Wir beten um Frieden für Mali.

Bildnachweise: www.jeune-afrique.com

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