Salafisten | modern, konservativ und radikal


Der Koran soll unter die Leute - 25.000 Exemplare. In Deutschland machen Salafisten in diesen Tagen durch öffentliche Verteilaktionen auf sich aufmerksam. Die öffentlichen Kampagnen laufen schon seit einem halben Jahr. Das, was wie eine harmlose missionarische Aktion aussieht, entpuppt sich bei genauerer Recherche als eine strategische Maßnahme, die mit Hilfe der in Deutschland garantierten Religionsfreiheit versucht, den gesellschaftspolitischen Einfluss des Islam zu verstärken.
Salafisten (arab. as-salafiyya) berufen sich auf die islamische Religionsausübung der Vorfahren (arab. Salaf). Es handelt sich um eine Tendenz innerhalb des sunnitischen Islam.
Innerhalb des Salafismus gibt es zwei unterschiedliche Strömungen:
Die moderne Ausrichtung beruft sich auf Muhammad Abduh und proklamiert die Vereinbarkeit von Islam und Moderne. Solche Strömungen sind auch in Mali bekannt. Der bekannte Prediger und Theologe Cheik Haidara aus Bamako betont, dass sich die Scharia nur auf Muslime anwenden lässt. Seiner Meinung nach widerspricht es der Lehre des Koran, die Scharia mit Gewalt durchzusetzen. Er befürwortet hingegen eine pluralistische Gesellschaft, in der verschiedene Kulturen und Religionen koexistieren.  Die Bewegung um Haidara nennt sich ebenfalls Ansar Dine (Gotteskämpfer), hat aber mit den Terroristen im Norden Malis nichts zu tun.
Darüber hinaus existiert im Salafismus eine konservativ radikale Strömung, die sich auf Ibn Taimiya beruft. Hier werden moderne, durch den westlichen Kolonialismus verbreitete Ansichten und Gesellschaftsmodelle radikal abgelehnt. Abgelehnt werden auch andersgläubige Muslime. Sie werden als „unfromm“ bezeichnet, weil sie zu viele theologische und gesellschaftliche Kompromisse eingehen (z.B. Sufisten, eine asketische Randgruppe des Islam, die im 9. Jh. entstanden ist und in Europa seit dem 19. Jh. stärker in Erscheinung getreten ist, aber auch volksislamische Strömungen, wie sie in den schwarzafrikanischen Ländern zu finden sind).

Der Begriff Wahabiten wird in Regionen außerhalb Saudi-Arabiens d.h. auch in Afrika oft als Synonym für die Salafisten gebraucht.Die salafistischen Strömungen sind also unterschiedlich, von modern, über konservativ bis radikal.
Zu den Salafisten zählen auch gewaltbereite Gruppen, die als Dschihadisten (Befürworter des Heiligen Kriegs) bezeichnet werden. Die Terroristen des 11. September 2001 gehören dazu.
Dass Salafisten nicht harmlose Religiöse sind, zeigen auch die Reaktionen auf die kritische Berichterstattung in Deutschland.
In einem Artikel der FAZ wird erwähnt, dass Journalisten der „Frankfurter Rundschau“ und des „Tagesspiegel“ denunziert und bedroht wurden. „ Man habe „detaillierte Informationen über die Affen und Schweine“, die „verlogene“ Berichte über die Salafisten-Vereinigung Dawa FFM bei Frankfurt und andere „Geschwister“ veröffentlicht hätten, hieß es den Angaben zufolge in einem Video (so in der FAZ).

Im Norden Malis sind die Ansar Dine in Erscheinung getreten. In Nigeria wüten die radikalen Boko Haram. Diese Gruppen schrecken vor der Anwendung terroristischer Mittel nicht zurück und gehören zu den radikalen Salafisten.
Das erklärte Ziel aller Salafisten ist nicht die bloße (harmlose) Verbreitung des Islam, als einer Religion unter vielen unter pluralistischen Vorzeichen.
Das Ziel besteht in einer antiwestlichen Gesellschaftsordnung und der Errichtung eines modernen Kalifats, das das Osmanische Reich zum Vorbild hat. Das Ziel der Radikalen besteht im gewaltsamen Aufbau einer islamischen politischen Ordnung, wo die Scharia höchstes Gesetz ist. Theologische Orientierung am Modell der Vorfahren und politische Visionen, die auf ein islamisches Reich hinauslaufen, können nicht voneinander getrennt werden. Das westliche, von der klaren Trennung zwischen Religion und Politik geprägte Gesellschaftsmodell, ist den Salafisten fremd. 

Bildnachweis: http://ais.badische-zeitung.de/piece/03/77/2e/7a/58142330-p-590_450.jpg

Kommentare

Unser Partner

Schule in Sabalibougou

SPENDENFORMULAR

Spendenkonto

Spar- und Kreditbank Witten

IBAN: DE86452604750009110900
BIC: GENODEM1BFG

Zweck: Meier - Mali