Mali | Bevölkerung zwischen Angst und Zorn

Nichts scheint die Offensive der Rebellen aufhalten zu können. Die malische Armee hätte einem weiteren Vorstoß der Tuaregrebellion und der Islamisten militärisch kaum etwas entgegenzusetzen. Die Rebellion im Norden hat mehrere Gesichter. Dabei kann die MNLA (Mouvement national pour la libération de l'Azawad) eher als “gemäßigt” eingestuft werden. Ihnen würde es genügen, den Nordwesten Malis (Azawad) als eigenes Land, mit Tombuktu als Hauptstadt, verwalten zu können. Dagegen sind die Islamisten viel radikaler und zudem mit modernsten schweren Waffen ausgerüstet. Sie haben das Ziel, im gesamten Staatsgebiet Malis die islamische Scharia einzuführen. Aus französischen Kreisen war heute zu lesen, dass einige Splittergruppen der Islamisten in der Gegend von Mopti (Zentralmali) gesichtet worden sind. Aus Furcht vor weiteren Vorstößen der schwer bewaffneten und Angst einflößenden Gruppierungen, haben schon viele Bewohner Moptis die Region Richtung Süden verlassen, so besagen Zeugenaussagen, die Reporter vor Ort gesammelt haben.
Unterdessen richten sich die Rebellen und Islamisten in den eroberten Städten ein – zunächst durch offenen Vandalismus der Milizen, durch Besetzung von Verwaltungsgebäuden und sogar das Sprengen von Bankgebäuden und die Zerstörung von Restaurants und Hotels (so z.B. in Gao) – da dort entgegen den streng islamischen Regeln Alkohol ausgeschenkt wird. Neun Soldaten der offiziellen malischen Armee haben in Gao ihr Leben lassen müssen. Frauen werden angehalten, sich zu verschleiern und nur noch Röcke zu tragen.
Die Rebellion ist deshalb überlegen, weil sie über schwere, moderne Waffen verfügt. Diese haben Söldner aus Libyen aus dem Waffenarsenal Gaddafis entnommen und seit August 2011 Richtung Süden transportiert.
Die UNO hat heute den Putsch in Bamako scharf verurteilt. Die CEDEAO (westafrikanische Wirtschaftsunion) hat gestern ein landesweites Embargo verhängt. Banken sind geschlossen, Gelder werden eingefroren, Grenzen zu den Nachbarländern sind gesperrt usw. Dieses Embargo trifft die Bevölkerung hart und setzt die Putschisten weiterhin unter Druck, die Regierungsgeschäfte unverzüglich an eine zivile Regierung zu übergeben.
Der Generalsekretär der Ev. Allianz in Mali teilte mir heute morgen telefonisch mit, dass die Bevölkerung dieses Embargo nicht nachvollziehen und auch nicht lange durchhalten kann. Die  Putschisten haben bereits ein Einlenken signalisiert und die Malier hoffen, dass die CEDEAO endlich agiert und nicht Embargos verhängt. Die Situation geht eindeutig zu Lasten der zivilen Bevölkerung. Humanitäre Hilfeleistung wird immer schwieriger. Ganze Regionen leiden schon jetzt wegen der Ernteausfälle im letzten Jahr unter einer Hungersnot, so mein Gesprächspartner. Außerdem fragt man sich, warum die malische Armee sich nicht gewehrt und zumindest versucht hat, die Rebellen militärisch aufzuhalten. Der Grund liegt wohl u.a. in den veralteten Waffen und der Aussichtslosigkeit eines militärischen Erfolgs.
Zu hoffen ist, dass die Putschisten schnell reagieren, dass die CEDEAO das Embargo aufhebt und die diplomatischen und wenn nötig militärischen Hilfsmaßnahmen seitens der westafrikanischen Nachbarländer und der UNO anlaufen können. Erfolgversprechende Gespräche sind wohl zzt. nur mit der MNLA (s.o.) möglich und auch nur dann, wenn der Siegeszug der Rebellion sich nicht weiter nach Süden verschiebt.  Die Situation in Mali bleibt sehr angespannt und kritisch.Dem Land droht eine territoriale Spaltung in Nord und Süd - so wie dies vor einigen Monaten im Sudan der Fall war.
Gebet ist dringend notwendig. Alle Beteiligten auf nationalem und internationalem Parkett müssen sich schnell auf ein gemeinsames Vorgehen einigen.

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